Der Fall löst Bestürzung aus: In Frankreich erhängt sich der 13-jährige Lucas, nachdem er in der Schule gemobbt wird. Ein Gericht spricht nun vier Mitschüler des Jungen des Mobbings schuldig - stellt jedoch keinen Zusammenhang zum Suizid her.
Nach dem Suizid eines 13-Jährigen in Frankreich hat ein Gericht vier etwa gleichaltrige Schülerinnen und Schüler des Mobbings schuldig gesprochen. Die Strafe, die bis zu 18 Monate Haft betragen kann, werde erst bei der nächsten Anhörung im Januar festgelegt, teilte das Kinder- und Jugendgericht im ostfranzösischen Épinal mit. Die Richter stellten allerdings keinen Kausalzusammenhang mit dem Tod von Lucas her, der sich im Januar erhängt hatte.
"Es ist ein gutes Urteil, weil es deutlich zeigt, wie schlimm Mobbing ist", sagte Séverine, die Mutter des Jungen. "Mir war es wichtig, dass er als Mobbingopfer anerkannt wird." Ihre Anwältin Catherine Faivre betonte: "Lästereien sind keine einfachen Lästereien mehr, sobald sie sich wiederholen und es um die sexuelle Identität geht." Lucas' Familie hatte berichtet, dass der Junge an der Schule Zielscheibe homophoben Mobbings gewesen sei.
Die Staatsanwaltschaft hatte den beschuldigten zwei Mädchen und zwei Jungen zunächst vorgeworfen, dass das Mobbing zum Suizid geführt habe. Im Fall einer Verurteilung hätte dies eine Haftstrafe von bis zu 15 Jahren nach sich gezogen. Anfang April hatte die Strafanwaltschaft die Anklage reduziert und keinen Kausalzusammenhang mehr hergestellt. Der Fall hatte in Frankreich Bestürzung ausgelöst. "Wenn ein Kind sich das Leben nimmt, dann gibt es keine Worte für die Trauer und den Schmerz", sagte Bildungsminister Pap Ndiaye. Das Drama zeige, wie wichtig der Kampf gegen Mobbing an Schulen sei.
Die Anwälte der Beschuldigten hatten auf Freispruch plädiert. Sie schließen nicht aus, in Berufung zu gehen. Ende Mai wurden in einem ähnlichen Fall ebenfalls vier Minderjährige angeklagt. Sie stehen im Verdacht, die 13 Jahre alte Lindsey durch Mobbing zur Selbsttötung getrieben zu haben.
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