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AutorenbildCandid Pfister

England: Starb Mobbing-Opfer Semina (†12) wegen Versagen der Ermittler?

Aktualisiert: 14. Apr. 2022

Fall Semina (†12) : Schwere Vorwürfe gegen englische Polizei


Mutter: Meine Tochter hat sich umgebracht, weil die Polizei ihr von einer Anzeige wegen Vergewaltigung abriet.


Semina Halliwell aus Southport im Nordwesten Englands wollte Gerechtigkeit, für das, was ihr angetan wurde. Ein Mitschüler soll die 12-Jährige im Februar 2021 vergewaltigt haben – was folgt, sind brutale Mobbing-Attacken in sozialen Netzwerken. Um ihren Peiniger anzuzeigen, geht Semina mit ihrer Mutter zur Polizei. Doch statt der Überlebenden sexueller Gewalt Glauben zu schenken, soll ein Polizeibeamter in Merseyside (Großbritannien) von einer Strafanzeige abgeraten haben – mit fatalen Folgen. Drei Monate nach der ersten Vernehmung nimmt sich Semina Halliwell das Leben. Familienmitglieder der verstorbenen Schülerin erheben nun schwere Anschuldigungen gegen die Ermittler.


Seminas Tante: Diensthabender Polizist zeigte sich genervt


Im Interview mit dem britischen Sender "Sky News" sagen Seminas Mutter Rachel und Tante Clare Halliwell, der leitende Beamte habe da gesessen und habe angefangen "über all die Formulare zu reden, die er ausfüllen müsse, wenn die Anzeige erstattet würde und wie lange er dafür brauchen würde", erinnert sich Tante Clare.


"Der Polizist sagte zu Semina, dass ihr Wort gegen das des mutmaßlichen Täters stünde und die Ermittlungen lange dauern werden, weil der Fall erst in 18 Monaten bis zwei Jahren vor Gericht landen würde."

Seminas Autismus habe die erste Aussage zu einer echten Herausforderung für sie gemacht, sich Fremden gegenüber auszudrücken, fügt die Tante hinzu. Jener Polizeibeamte hätte jegliches Fingerspitzengefühl vermissen lassen. Zu sehr sei er um eine schnelle Bearbeitung des Falls bemüht gewesen.


Trotz Hinweisen auf massives Mobbing: Polizei geht Hinweisen nicht nach


Seminas Familie erzählt "Sky News" außerdem, dass die Polizei von Merseyside Seminas Schule nicht über die gemeldete Vergewaltigung informiert haben soll – obwohl der Familie zugesichert wurde, dass für Schutzmaßnahmen gesorgt würde. Aus diesem Grund sei Semina gezwungen gewesen, zu Hause zu bleiben, während der mutmaßliche Täter weiter zur Schule ging.


Und schlimmer noch: Nach der ersten Befragung wurden Semina und ihre Familie – darunter auch ein Geschwisterkind – zur Zielscheibe einer Kampagne von Online- und Offline-Mobbing. Die Familie glaubt, dass die Attacken von Bekannten des mutmaßlichen Täters begangen wurden. Die Polizei von Merseyside sei diesen Hinweisen jedoch nicht nachgegangen.

"Sie sagten, dass jeder, der zur Polizei geht, einen Tritt in den Hintern bekommt. Und genau das ist passiert. Semina wurde dreimal verprügelt und dabei gefilmt", prangert Mama Rachel im "Sky News"-Interview an. Auch ihr Geschwisterkind sei in der Schule verprügelt worden.

Später seien zwei Mädchen wegen der Übergriffe auf Semina strafrechtlich verfolgt worden. Viele andere Vorfälle seien nicht vollständig untersucht worden, obwohl es etliche Videos in den sozialen Medien gegeben habe, beklagt Seminas Mutter weiter.


Semina am Tag ihres Todes: "Ich habe genug davon"


Drei Monate vergehen seit dem ersten Kontakt mit der Polizei. Nach einem weiteren Gespräch im Wohnzimmer der Familie über die Vergewaltigung und Belästigungen zieht sich Semina zurück. "Ich habe genug davon", soll sie gesagt haben und ging nach oben. Ich dachte, sie hätte einfach genug davon, dass die Polizei hier ist und nichts tut", erklärte ihre Mutter damals. Aber Semina war nach oben gegangen, um die Tabletten zu nehmen, die sie töten würden.


Später entdeckt die Familie die leeren Medikamentenpackungen. Semina wird sofort in ein Krankenhaus gebracht. Sie wird in ein künstliches Koma versetzt. Doch die Organe versagen. Semina stirbt mit 12 Jahren.


Mobber werfen Hundekot und Backsteine auf Seminas Grab


Ein junges Mädchen ist gestorben, trotzdem wird die Familie nicht in Ruhe gelassen. "Am Tag nach ihrer Beerdigung hat jemand auf Snapchat – es war ein Fake-Account – 10.000 Pfund (knapp 12.000 Euro) für jemanden ausgeschrieben, der Seminas Grab filmt und verwüstet. Zwei Wochen später ist das Grab beschmiert", erinnert sich Seminas Mutter im "Sky News"-Interview.


Unbekannte lassen der Familie Videos zukommen, in denen Semina schikaniert und physisch angegriffen wird, ebenso wie Nachrichten, die den Tod der 12-Jährigen feiern. Ihre Familie behauptet, die Polizei von Merseyside habe es immer wieder versäumt, diese Belästigungen zu unterbinden, ebenso habe es die Polizei versäumt, Seminas Tod ordnungsgemäß zu untersuchen.


"Die Polizei hat gesagt, wenn sie ermordet worden wäre, dann wäre es anders gewesen", erklärt Tante Clare im "Sky News"-Interview. Denn dann hätten die Ermittler die digitalen Spuren zum Handy des Urhebers zurückverfolgen können. "Aber sie konnten das nicht tun, weil es kein schweres Verbrechen war", soll erklärt die Tante die Untätigkeit der Polizei. Diese Versäumnisse seien "absolut ekelhaft". "Jeder, der dafür bezahlt wird, sie zu schützen, hat sie im Stich gelassen. Nicht einer von ihnen hat ihr gesagt, dass sie ihre Zeit wert ist", so die gravierenden Vorwürfe.

Seminas Familie wünscht sich Gerechtigkeit - und Polizeireformen

Immer wieder werden Vorfälle beschrieben, die Polizei würde Überlebende sexueller Gewalt bei einer ersten Aussage abweisen oder zumindest die Erfolgsaussichten einer Verurteilung des oder der Täter seien minimal. Stattdessen vermittelt die britische Polizei den Überlebenden sexueller Gewalt den Eindruck, dass sie selbst schuld daran gewesen seien, dass sie beispielsweise erpresst wurden, intime Bilder von sich zu schicken, berichtet "Sky News".


Rachel und Clare Halliwell fordern deshalb massive Reformen bei der Polizei. In ihrer Verzweiflung hätten sich die beiden an die britische Presse gewandt und Semninas Geschichte öffentlich gemacht. Es sollten nicht noch mehr Familien solch furchtbares Leid erfahren müssen.



#JusticeforSemina 🤍🙏🙏🖤🖤🦋

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